Jenica Schneider | Cranachstraße 16 | 90408 Nürnberg | Sie erreichen mich unter: +49 (0)911-247 66 30 (09 bis 17 Uhr)

Rumänien-Blog


Womit beginnt man, ein unbekanntes Land vorzustellen?

Als Dolmetscherin und Übersetzerin für Rumänisch möchte ich Ihnen Rumänien näherbringen. Und natürlich die Menschen, die dort leben – oder hierher gekommen sind.

In meiner beruflichen Praxis fällt mir immer wieder auf, dass Rumänien für viele Menschen hierzulande ein noch unbekanntes Terrain ist, was nicht verwundert. Rumänien war und ist kein Urlaubsland, so kennt man es – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten – nicht aus dieser Perspektive.
In der Presse ist vor allem über Problemfelder zu lesen. Würde man fragen, was Menschen hier oder andernorts mit Rumänien verbinden, die Begriffe Armut und Kriminalität wären vermutlich weit oben in der Liste der Assoziationen zu finden. Zweifelsohne gibt es diese Probleme, in meiner Dolmetschertätigkeit vor Gericht habe ich häufig mit deren Folgen zu tun. Auch das ist ein Grund, weshalb ich mit diesem Blog Wissen und Erfahrungen weitergeben möchte, die ein Verstehen von Zusammenhängen und Hintergründen möglich machen.

Natürlich gibt es über Rumänien auch vieles zu berichten, was erfreulich und einfach interessant ist. Über Städte, Landschaften, die Mentalität der Menschen … Ob Sie nun geschäftliche Beziehungen mit Rumänien verbinden oder persönliches Interesse haben, mehr über das Land zu erfahren: Als Rumänin mit rumänischer und deutscher Staatsbürgeschaft , die in beiden Ländern lebte und arbeitet – und deren Verbindung gewissermaßen zu ihrem Beruf gemacht hat – freue ich mich, Ihnen das unbekannte Terrain bekannter zu machen.

Zurück zur Ausgangsfrage: Womit beginne ich? Geboren in Cluj-Napoca, der zweitgrößten Stadt Rumäniens, in der Region Siebenbürgen (Transsilvanien), beginne ich ganz klassisch mit etwas Basiswissen und einigen Eckdaten.

Cluj-Napoca (deutsch: Klausenburg, rumänisch nach Ende des Ersten Weltkrieges) ist Partnerstadt Kölns und kulturelles Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien. Auch Deutsche leben hier. Die Babeș-Bolyai-Universität ist als dreisprachige Universität – rumänisch, ungarisch und deutsch – eine Seltenheit in Europa.

Der Staat Rumänien liegt im Übergangsbereich zwischen Mittel- und Südosteuropa am Schwarzen Meer, hat etwa 20,1 Millionen Einwohner, entstand 1859 durch die Fusion der Fürstentümer Moldau und Walachei und grenzt heute an Bulgarien, Serbien und Ungarn, die Ukraine und Moldawien. Mit Deutschland teilt sich Rumänien unter anderem die Donau, die sich dort ins Schwarze Meer verzweigt. Hierzulande kennt man die Karpaten und Transsilvanien, noch immer assoziiert mit dem Mythos des Vampirs.

Die mit Abstand größte Stadt Rumäniens ist die Hauptstadt Bukarest, mit etwa zwei Millionen Einwohnern im Süden des Landes gelegen. Ab 1955 war Rumänien Mitglied des Warschauer Pakts, mit der Revolution 1989 begann sich das Land außenpolitisch deutlich westwärts zu positionieren, obschon Staatspräsident Nicolae Ceaușescu bereits 1967 diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland aufnahm. Im Mai 1971 erhielt er den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Die Ära Ceaușescu währte fast ein Vierteljahrhundert: Ab 1965 bis war er der führende Mann der Sozialistischen Republik Rumänien. Vor allem sein Personenkult, seine Familien- und Wirtschaftspolitik und deren Folgen, als auch das Ende des Regimes dürften hinlänglich bekannt sein. Ausgangspunkt der Revolution 1989 war Timișoara, die größte Stadt des Banats, im Westen des Landes gelegen.

2004 wurde Rumänien Mitglied der NATO, 2007 folgte der Beitritt zur Europäischen Union. Aktueller Staatspräsident der Republik ist Traian Băsescu, Regierungschef und Premierminister ist der Sozialist Victor Ponta, Vorsitzender der PSD, welche bei der aktuellen Europawahl ein sehr gutes Ergebnis erzielte.
Rumänien gilt als klassisches Auswanderungsland, das Thema Zuwanderung wird hierzulande heftig diskutiert. Ein Thema, das differenzierter Betrachtung bedarf.

Die historischen Regionen Rumäniens spielen in administrativer Hinsicht heute keine Rolle, einige von ihnen kennt man auch in Deutschland: Siebenbürgen (Transsilvanien) mit seiner bewegten Geschichte (die Herkunft des deutschen Namens ist übrigens ungeklärt), die Walachei, die Moldau, das Banat und die Bukowina. Letztere wurde vor allem auch durch den Bukowina Club des Frankfurter DJs Shantel weltweit bekannt. 2002 begann er, das musikalische Terrain der Grenzregion zwischen Rumänien und der Ukraine zu erforschen. Weniger bekannt dürften hingegen die Regionen Dobrudscha, Sathmar, Maramuresch und das Kreischgebiet sein, allesamt zum Teil in Rumänien gelegen.

Heute ist der rumänische Staat in 41 Kreise unterteilt, die Hauptstadt Bukarest bildet einen eigenen Kreis. Vorbild der zentralistischen Gliederung der Verwaltung waren die französischen Départements des 19. Jahrhunderts. Gleichzeitig existiert ein Netz von acht Planungsregionen, die als Vorbereitung auf Rumäniens EU-Beitritt geschaffen wurden, hinsichtlich Fördergeldern relevant sind, aber keine realen Befugnisse haben.

Zurück