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Rumänien-Blog


Von Schwaben und so genannten: Siedlungszüge ins Banat

Die Türkenkriege waren vorbei, das Banat gehörte den Habsburgern – und war immens entvölkert. Da Herrscher jedoch ein Volk brauchen, begann das Haus Österreich ab Ende des 17. Jahrhunderts mit der Besiedelung der menschenleeren Landstriche. So organisierte man die so genannten Schwabenzüge, die dafür sorgen sollten, dass die Habsburger nicht nur über ein Territorium, sondern auch über ein regierbares Volk verfügten. Katholisch und deutschstämmig sollten sie sein, die zukünftigen Bewohner des Banat und obwohl die Neubürger nicht nur aus Schwaben kamen, wurden sie alle als solche bezeichnet.

Aufgrund des Friedens von Passarowitz, welcher mit dem Venezianisch-Österreichischen einen von vielen Türkenkriegen beendete, trat das osmanische Reich das Temescher Banat an Österreich ab. Da die osmanische Bevölkerung die Region verlassen hatte, war die Bevölkerungsdichte im Banat zu diesem Zeitpunkt eine der niedrigsten in Europa. Nur etwa 20.000 Menschen lebten noch dort. Größtenteils waren dies Serben, die zur Sicherung der Militärgrenze verpflichtet waren. Bereits vor den drei großen und den zwei kleinen Schwabenzügen im Lauf des 18. Jahrhunderts gab es erste Siedlungszüge, um befreite Städte abzusichern. Deutsche Beamte, Handwerker, Kaufleute und Bergleute aus allen Ländern des süd- und westdeutschen Sprachraumes gehörten zu den ersten, die in den Städten ansässig wurden. 1689 erschien das erste Ansiedlungspatent von Kaiser Leopold I. für die nahezu entvölkerte und verwüstete Pannonische Tiefebene. Die dünn besiedelten Landschaften Pannoniens sollten zu einem ertragreichen – und vor allem christlichen – Lebensraum werden. Hierfür brauchte man bäuerliche Siedler, deren Herkunftsländer eine hochentwickelte Bodenkultur aufwiesen. Um die gewünschten Einwanderer zum Umzug Richtung Südosten zu bewegen, mussten diese angeworben werden. In erste Linie erledigte dies der Staat. Bei der Auswahl hieß es strikt: Glaubenszugehörigkeit vor Volkszugehörigkeit. Das wiederum hieß, dass die Einwanderung ausschließlich katholischen Siedlern erlaubt war. Eine strikte Grenzpolitik stellte alle evangelischen Einwanderungswilligen vor die Wahl, entweder zu konvertieren oder umzukehren.

Im Lauf der Züge siedelten sich bis Ende des 18. Jahrhunderts etwa 150.000 Menschen an. Mit der Bezeichnung der Eingewanderten nahm man es weniger genau als mit deren Religionszugehörigkeit. Obwohl diese aus Schwaben, Rhein- und Mainfranken und aus der Pfalz sowie aus dem Elsass, aus Lothringen, Bayern, Böhmen, Innerösterreich und weiteren Regionen kamen, nannte man alle deutschen Siedler kurzerhand Schwaben. Viele von ihnen gelangten auf Zillen, einem später als Ulmer Schachteln bezeichneten Einweg-Bootstyp, die Donau abwärts in ihre neue Heimat. Dort angekommen erwartete sie jedoch ein langer und schwerer Weg. Krankheiten wie Sumpffieber, Cholera und die Pest verbreiteten sich immer wieder rasant, viele der Einwanderer erreichten ihr Ziel nicht. So besagt ein deutscher Kolonistenspruch des 18. Jahrhunderts: „Die ersten fanden den Tod, die zweiten hatten die Not, und die dritten erst das Brot.“

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