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Rumänien-Blog


Vom Schlammvulkan zur Präsidentenstadt: Buzău und Oltenița

An den Grenzen des Bărăgan geht die Reise durch die Große Walachei (rumänisch: Muntenia) weiter. Die Städte Buzău und Oltenița grenzen an die in deren östlichem Teil gelegene Steppe. Die beiden gehören nicht mehr zum Kernland des Bărăgan, aber zur ausgedehnten Walachischen Tiefebene (rumänisch: Câmpia Română oder Câmpia Dunării), die fast den gesamten Süden Rumäniens ausmacht.

Buzău liegt am gleichnamigen Fluss im Norden der Tiefebene und an den südöstlichen Ausläufern der Karpaten (rumänisch: Carpați). Wie das im Bărăgan gelegene und im Juni besuchte Călărași weist die Stadt eine starke Systematisierung auf. Unter Nicolae Ceaușescu wurden zahlreiche ältere Häuser abgerissen und dafür Plattenbauten errichtet. Dennoch haben einige Baudenkmäler den brachialen Eingriff überlebt. So auch das Rathaus (rumänisch: Palatul Comunal), welches 1903 als schlossartiger Bau im typisch rumänischen Brâncoveanu-Stil erbaut wurde. Letzterer ist ein nach dem walachischen Fürsten Constantin Brâncoveanu (1688–1714) benannter Baustil, der heute vor allem im Süden Rumäniens zu finden ist. Brâncoveanus 25 Jahre andauernde Herrschaft ist eine der längsten in der Geschichte des Fürstentums. Da diese größtenteils friedlich verlief, konnte vor allem die kirchliche, aber auch die weltliche Architektur aufblühen. Der Baustil bezeichnet eine Mixtur aus italienisch-venezianischen und orientalischen Stilelementen. Charakteristisch sind von spiralförmig gedrehten Säulen getragene Loggien, kombinierte Rund- und Spitzbogenfenster, weit überhängende Holzdächer und Fassadenornamente mit Pflanzenmotiven. Gesamt also eine recht üppige Angelegenheit. Das Stadttheater und das Tribunal sind weitere Bauten aus dieser Zeit. Selbst einige noch ältere Bauwerke überstanden die besagte Systematisierung: Die Gebäude des Bischofssitzes (rumänisch: Complexul Episcopal) stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Etwa 20 Kilometer nordwestlich der Stadt, nahe des Dorfes Berca, liegt eine der exotischsten Natursehenswürdigkeiten Europas: die Schlammvulkane (rumänisch: Vulcanii noroioși) von Berca, ein 30 km² großes geologisches und botanisches Naturschutzgebiet. Dessen Hauptattraktion sind seine wenige Meter hohen Schlammvulkane, welche durch Gase, die aus ca. 3.000 m Tiefe durch ton- und wasserhaltige Schichten aufsteigen, entstehen. Weltweit sind bisher etwa 1100 aktive Schlammvulkane bekannt. Ihr Durchmesser kann, wie auf der karibischen Insel Trinidad, bis zu acht Kilometern reichen. 
Die Kleinstadt Oltenița liegt im Süden Munteniens, am Ufer der Donau an der Grenze zu Bulgarien. Direkt am gegenüberliegenden Ufer befindet sich die bulgarische Stadt Tutrakan. Oltenița ist das alte Constantiola, und somit der Sitz des ersten Bistums in Dakien. Zur Erinnerung: Das Rumänien von heute – rumänisch: România – liegt in einem Gebiet, das vormals Teil des Römischen Reiches war. Das Volk der Daker lebte hier (Blog vom Oktober 2014). Aufgrund ihrer Lage spielte die Stadt immer wieder eine wichtige strategische Rolle in diversen – vor allem russisch-türkischen – Kriegen. Aber auch deutsche und bulgarische Truppen nutzten den Ort für ihre Invasion in Rumänien. Erst nach 1945, als die Sozialistische Republik Rumänien gegründet worden war, konnte sich die Stadt wirtschaftlich entwickeln. Olteniţa ist Geburtsstadt des rumänischen Politikers Ion Iliescu (*3. März 1930). Zweimal, von Dezember 1989 bis 1996 sowie von 2000 bis 2004, war er Präsident Rumäniens.

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