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Rumänien-Blog


Seitenwechsel: Bukarest im Zweiten Weltkrieg

Mit Blick nach Frankreich hatte sich București ab Mitte der 1930er Jahre architektonisch zum Paris des Ostens entwickelt. In den 1940er Jahren zeigte sich Micul Paris (deutsch: Kleines Paris) in seiner Stadtarchitektur offen für den Internationalen Stil der Moderne. Parallel zu progressiven Strömungen entwickelte sich, von Deutschland ausgehend, eine politische Lage, die zum Zweiten Weltkrieg führte.



In Europa begann der Zweite Weltkrieg am 01. September 1939. Auf Adolf Hitlers Befehl griffen die deutschen Streitkräfte Polen an. Rumänien verhielt sich von Beginn des Krieges an zunächst über ein Jahr lang neutral. Mit der Regierungsbildung eines Nationallegionären Staates durch General Ion Antonescu und die Eiserne Garde (rumänisch: Garda de Fier) fand jegliche Neutralität ein Ende. Die Ideologie der faschistischen Bewegung Garda de Fier war geprägt von starkem Antisemitismus, rumänischem Ultranationalismus und mystisch-orthodoxem Fundamentalismus. Eine Zeit lang war die Garde, nach der Partito Nazionale Fascista in Italien und der NSDAP in Deutschland, die drittgrößte faschistische Massenbewegung Europas. General Ion Antonescu regierte das Königreich Rumänien von 1940 bis 1944 als diktatorischer Staatsführer (rumänisch: Conducător al Statului), zunächst mit Unterstützung und unter Beteiligung der Eisernen Garde. Nach deren Putschversuch herrschte er allein als totalitärer Führer einer reinen Militärdiktatur. Im Oktober 1940 überquerten deutsche Truppen die rumänische Grenze, kurz darauf zog die Wehrmacht in Bukarest (rumänisch: București) ein. Am 23. November 1940 trat Rumänien in den Krieg ein, nachdem es zuvor dem Dreimächtepakt zwischen Deutschem Reich, Japan und Italien beigetreten war. Vier Jahre später begannen die Großangriffe der amerikanischen sowie der britischen Air Force auf die Hauptstadt Bukarest. Ziel war unter anderen der Hauptbahnhof (rumänisch: Gara de Nord), doch auch die Universität und Wohngebiete wurden schwer beschädigt. Als sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende näherte und sich die deutsche Niederlage abzeichnete, kam es in Rumänien zum Staatsstreich durch König Michael I, welcher sowohl das Ende der Militärdiktatur Ion Antonescus als auch des Bündnisses mit dem Deutschen Reich zur Folge hatte. Man verbündete sich mit den Alliierten, was umgehende Bombardierungen Bukarests, nun seitens der Deutschen, nach sich zog. Daraufhin erklärte Rumänien Deutschland den Krieg. Letztendlich gelang es dem deutschen Militär nicht, den Staatsstreich rückgängig zu machen. Ende August marschierte die Rote Armee in Bukarest ein, im September erfolgte der Waffenstillstand zwischen Rumänien und der Sowjetunion. 1945 ernannte König Michael I den Politiker Petru Groza zum Ministerpräsidenten des Königreichs Rumänien. Groza hatte 1933 die Front der Pflüger (rumänisch: Frontul Plugarilor) gegründet, eine linksorientierte Vereinigung zur Vertretung der Interessen der kleinbäuerlichen Bevölkerung. Obwohl der König dem neuen Amtsinhaber aufgrund von Streitigkeiten die Unterzeichnung seiner Gesetze verweigerte, setzte dieser sie dennoch in Kraft. Von 1947 bis 1952 regierte Groza Rumänien als gewählter Ministerpräsident einer kommunistisch geführten Koalitionsregierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Bukarest massiv zu wachsen. Aufgrund eines immensen Bevölkerungswachstums durch den Zuzug der Landbevölkerung wurde vor allem die Peripherie der Hauptstadt zu einer riesigen Baustelle.

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