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Rumänien-Blog


Nordwärts nach MM: Reise durch die Maramuresch

MM ist Abkürzung und KFZ-Kennzeichen zugleich, und meint die Maramuresch (rumänisch: Maramureș), hoch im Norden Rumäniens gelegen. Die historische Region ist deutlich kleiner als das zuvor bereiste Kreischgebiet (rumänisch: Crișana) und wird in Reiseführern gerne als die ursprünglichste Region Rumäniens bezeichnet, denn dort messen die Uhren angeblich nicht die Zeit, sondern die Ewigkeit. Wir machen uns auf den Weg nach Norden, um diese unkonventionelle Variante der Zeitmessung zu erforschen.

Ein kurzer Blick in die Geschichte der Maramureș zeigt, dass diese, wie auch zahlreiche andere der historischen Regionen Rumäniens, wechselvolle territoriale Zugehörigkeiten durchlief. Als Komitat Máramaros war sie eine Verwaltungseinheit im Königreich Ungarn und grenzte an diverse andere Komitate. Heute liegt der nördliche Teil in der Westukraine, genauer in der Karpatenukraine, moderner in Transkarpatien, welches aus mitteleuropäischer Sicht wiederum als Subkarpatien bezeichnet wird. Der südliche Teil befindet sich im nordwestlichen Rumänien im Kreis Maramureș, welcher eine Gesamtfläche von 6304 km² hat. Andererseits gehören nun im Süden einige Gemeinden aus der historischen Region Siebenbürgen (rumänisch: Transilvania) zum Kreis Maramureș, die dies in der Vergangenheit nicht taten. Ebenso der gesamte Südwesten des Kreises, inklusive Kreishauptstadt Baia Mare, der in der Historie zur Region Sathmar gehörte. Neben Baia Mare (deutsch: Frauenbach oder Groß-Neustadt) liegen außerdem die bereits deutlich kleineren Städte Sighetu Marmației (deutsch: Marmaroschsiget) und Borșa (deutsch: Borsa) sowie zehn Kleinstädte im Kreis Maramureș. Dort befindet sich auch der 1334 km² große Naturpark des Maramuresch-Gebirges (rumänisch: Munții Maramureșului), einem Gebirgszug der Ostkarpaten. Durchflossen wird das Gebiet von zwei Flüssen mit den attraktiv klingenden Namen Mara und Iza.

Historisch und geografisch orientiert überqueren wir die unsichtbare Grenze vom Kreischgebiet zur Maramuresch, wo die Uhren anders gehen sollen. Letzteres Denkmodell ist übrigens eine häufig zitierte Äußerung Willy Brandts aus den 1970er Jahren über Bayern. In Bayern gibt es zahlreiche imposante Sakralbauten, die Maramuresch ist für ihre eher zierlichen Holzkirchen berühmt. Fast in jedem Dorf ist eine von ihnen zu finden, und noch heute werden beständig neue davon gebaut. Bezüglich der Zeit fällt in der Maramureș eine Langsamkeit auf, die man kaum mehr kennt. Pferde- und Ochsenkarren als langsame Fortbewegungsmittel par excellence sind häufig zu sehen, Fahrräder bewegen sich hier adagio. Selbst die wenigen Autos, die einem auf dem Land begegnen, fahren langsam. Man ist entschleunigt unterwegs.

Auch ein wissenschaftliches Kuriosum ist in der Maramureș zu bestaunen: Im Pop Ivan, einem im Grenzbereich zur Ukraine gelegenen Massiv im Maramuresch-Gebirge, befindet sich eine etwa 100 Hektar große Narzissenwiese.

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