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Rumänien-Blog


Natur pur: das Weltnaturerbe Donaudelta

Die Dobrudscha (rumänisch: Dobrogea de Nord) gehört nicht zu den größten Regionen Rumäniens. Das zweitgrößte Flussdelta Europas liegt jedoch größtenteils innerhalb ihrer Grenzen: Die Donau fließt hier ins Schwarze Meer (rumänisch: Marea Neagră). Der rumänische Teil ihres Deltas (Delta Dunării) steht seit 1990 als Biosphärenreservat unter Naturschutz, seit 1993 zudem als UNESCO Weltnaturerbe.

Vom Donauhafen der Stadt Tulcea gelangt man gut per Schiff zum Donaudelta. In dessen Gebiet sind aufgrund abwesender Verbindungsstraßen ebenso Schiffe und Boote die dominierenden Verkehrsmittel. Das Mündungsgebiet wird von drei aus westlicher Richtung kommenden Mündungsarmen der Donau durchflossen: Als nördlichster bildet der Kilijaarm (rumänisch: Brațul Chilia) die rumänisch-ukrainische Staatsgrenze im Norden. Er wird als wasserreichster am stärksten durch die Schifffahrt frequentiert. Im Süden bewegt sich der Fluss durch den St.-Georgs-Arm (rumänisch: Brațul Sfântu Gheorghe) ins Meer, zwischen beiden fließt der Sulinaarm. Südlich der genannten Arme schließt sich der Razim-Sinoie-Lagunenkomplex an, welcher wiederum von Kanälen gespeist wird. Als erster der Donauanrainerstaaten erklärte Rumänien im Jahr 1990 seinen Teil des Deltas zum Biosphärenreservat, 1998 zog die Ukraine nach. Zwischenzeitlich nahm die UNESCO das Danube Delta unter der Nummer 588 in die Liste der Weltnaturerbe auf: „The waters of the Danube, which flow into the Black Sea, form the largest and best preserved of Europe's deltas. The Danube delta hosts over 300 species of birds as well as 45 freshwater fish species in its numerous lakes and marshes.” Zeitgleich wies Rumänien das Gebiet zusätzlich als Naturschutzgebiet von nationaler und internationaler Bedeutung aus. Bislang wurden im Biosphärenreservat, das aus einem Netzwerk von über 30 Ökosystemen besteht, schon weit mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten katalogisiert. Die hohe Zahl an Arten kann zum einen auf das Vorhandendsein zahlreicher aquatischer und terrestrischer Lebensräume zurückgeführt werden, zum anderen auf eine außergewöhnliche geografische Situation: das Zusammentreffen der zentraleuropäischen Wälder und des Balkangebirges mit mediterranen Regionen. Röhrichte und Auwälder, Sandbänke und schwimmende Inseln, Deich- und Dünenlandschaften, Seen und Altarme, Sümpfe und Trockenbiotope – alle sind sie dort zu finden. Das rumänische Gebiet ist in verschiedene Zonen aufgeteilt, wobei die 18 am strengsten geschützten Kernzonen wiederum von schützenden Pufferzonen umgeben sind. Hinzu kommen ausgewiesene Wirtschafts- und seit 1994 auch Renaturierungszonen. Erste Erfolge bei der Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts zeigten sich etwa zehn Jahre später. Hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung des Donaudeltas gab und gibt es immer wieder Projekte, die neben der Renaturierung zudem Veränderungen der Landnutzung hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft zum Ziel haben und zugleich der lokalen Bevölkerung neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnen sollen. Dazu gehört auch die Förderung eines ökologisch verträglichen Tourismus. Die Arbeitslosenquote in der Region ist noch immer hoch. Bis Anfang der 1990er Jahre kamen vor allem Vogelbeobachter aus dem Ausland in die Gegend, von deren Anwesenheit jedoch nur Hotels in den größeren Städten profitierten. Heute wird an Natur, Geschichte und Kultur interessierten Besuchern nachhaltiger Öko- und Dorftourismus angeboten.

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