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Rumänien-Blog


Mit sechs Namen mittendrin: Mediaș alias Mediasch ...

Mediasch (rumänisch: Mediaș) markiert in etwa die Mitte des historischen Siebenbürgen und wird oftmals zu den sieben Städten gezählt, die der Region ihren Namen gaben. Vom Markt zur Stadt wurde Mediasch aber erst Mitte des 16. Jahrhunderts erhoben. Wir fahren dennoch hin und folgen den Spuren einer Stadtgeschichte, in der sich die wechselhafte Historie Siebenbürgens greifbar widerspiegelt.

Mittendrin liegt Mediaș alias Mediasch – früher Medwisch, auf Ungarisch Medgyes und auf Såksesch Medwesch oder Meddesch genannt – in Siebenbürgen. Såksesch wiederum heißt das Siebenbürgisch-Sächsisch in eben dieser Sprache, genauer Siweberjesch Såksesch. Die vielen Namen der Stadt können als Referenzen auf ihre bewegte Geschichte gelesen werden. Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Kokeltal ist sie von zahlreichen Bergen umrahmt, die sie aber nicht vor den Angriffen verschiedenster Heere schützten. Anders als Hermannstadt (rumänisch: Sibiu), das mit seinen drei Mauerringen und 39 Türmen so stark bewehrt war, dass sich die Angreifer daran die Zähne ausbissen, wurde das etwa 50 km entfernte Mediaș immer wieder belagert und geplündert: Wenn nicht gerade die Osmanen einfielen oder österreichische und ungarische Gegenangriffe stattfanden, stritten sich lokale Fürsten und Gegenfürsten um die Macht, und dies natürlich blutig. Mediasch war also nicht nur geographisch stets mittendrin. So rüstete man Mitte des 15. Jahrhunderts nach und errichtete in der Mitte des Ortes einen Mauerring, der die darin befindliche Zufluchtsburg absicherte, eine Stadtmauer sollte folgen. Geplündert wurde Mediaș dennoch. Zudem wurde die Stadt von einer der sogenannten Geißeln des Mittelalters heimgesucht. Neben diversen Heeren machte sich wiederholt auch die Pest in Medwisch breit. Die Bezeichnung Mediaschs als Medwisch entstammt übrigens einer von Matthias Miles, einem siebenbürgischen Historiker, 1670 veröffentlichten Chronik des 16. Jahrhunderts namens „Der Siebenbürgische Würg-Engel” (nicht zu verwechseln mit dem Film „Der Würgeengel” des spanischen Surrealisten Luis Buñuel). Obwohl Mediaș zunächst als Siedlung auf Adelsboden entstand – was hieß, sie war dem ungarischen Adel untergeordnet – und die Siedler nicht die gleichen Privilegien genossen wie jene auf dem Königsboden, erkämpften sie sich diese ziemlich rasant. Eine eigene Gerichtsbarkeit und weitgehende Selbstverwaltung waren baldige Erfolge. Bis ins 19. Jahrhundert dominierten deutschstämmige Siebenbürger Sachsen die Stadt, in der Gegenwart leben nur noch wenige ihrer Nachfahren dort.

Heute lässt sich in Mediasch der schiefe Turm der Margarethenkirche besichtigen und der namhafte Weißwein der Gegend genießen. Prominent war Letzterer schon zu Bram Stokers Zeiten, der ihn in seinem Roman Dracula einem seiner Protagonisten auf der Zunge zergehen lässt. Im bayerischen Tutzing beheimatet ist die Heimatgemeinschaft Mediasch e.V., die eine Website mit dem Namen der Stadt betreibt, auf welcher unter anderem das Läuten der Kirchenglocken der Margarethenkirche zu hören ist. Zwar liegt Mediasch mittendrin in Siebenbürgen, im Vergleich mit den ökonomischen bzw. touristischen Epizentren Hermannstadt und Schäßburg befindet sich die Stadt doch ein wenig außerhalb der Mitte.

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