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Rumänien-Blog


Heim ins Reich: die Bukowinadeutschen

Anfang 1947 wurde die Bukowina (rumänisch: Bucovina) zwischen der Ukraine und Rumänien aufgeteilt. Voraus ging der Zweite Weltkrieg, der im Sommer 1939 begann. Umsiedlungen und Deportationen während des Krieges betrafen auch die Bukowinadeutschen, die über 150 Jahre in der historischen Region gelebt hatten. Besiegelt wurde dies schon vor Kriegsausbruch, die Betroffenen wussten davon nichts.

Während der Zeit der Habsburger begann die Geschichte der Bukowinadeutschen, auch Buchenlanddeutsche genannt, in der Bucovina. Teils von den Habsburgern geplant, teils spontan siedelten sich deutschsprachige Handwerker und Bauern dort an bzw. dahin um. Hinter der Planung steckte die Absicht ein Musterland der Monarchie zu installieren. Privilegien wie Steuerminderungen oder die Bereitstellung von Grund, Haus, Geräten und Tieren waren die Werbemaßnahmen des Monarchen. Erfolg hatten diese hauptsächlich bei Siedlern aus Südwestdeutschland. Anfang des 20. Jahrhunderts war die deutsche Sprache in der damaligen Hauptstadt Czernowitz die am häufigsten verwendete Umgangssprache. Vor allem die auf sozialer, wirtschaftlicher sowie kultureller Ebene aktiven Juden der Bukowina trugen zu Benennungen der Hauptstadt als Klein-Wien oder Babylon des südöstlichen Europas bei. Auf dem Land sah es anders aus: Hier wurde überwiegend Rumänisch und Ukrainisch gesprochen. Als es ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr gut lief für die Bauern in der Region und die deutsche bäuerliche Unterschicht verelendete, kam es zu einer ersten Auswanderungswelle, vornehmlich Richtung Amerika. Mit dem Ende des Habsburgerreiches begannen die Einschränkungen für Deutsche und Juden, und nicht nur für diese, sondern für alle Minderheiten, die gesamt etwa 60 % der Gesamtbevölkerung ausmachten. Als die Czernowitzer Universität von einer deutschsprachigen zu einer rein rumänisch-sprachigen Institution erklärt wurde, war dies ein deutliches Zeichen für die deutsche Minderheit bezüglich ihrer veränderten Position in der Region. So war das Interesse der Bukowinadeutschen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 an diesen durchaus positiv gefärbt und der Boden für die Akzeptanz deutschnationaler Ansichten eben. 1939, noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, kam es zum Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts, einem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt, in welchem unter anderem vereinbart wurde, dass das angrenzende Bessarabien im Zuge einer territorialen Neuordnung Osteuropas an die UdSSR fallen würde und die deutschen Bevölkerungsgruppen auf freiwilliger Basis umgesiedelt werden sollten. Entgegen dem Abkommen besetzten die sowjetischen Truppen 1940 auch den nördlichen Teil der Bucovina. Im Anschluss folgten etwa 90.000 Buchenlanddeutsche dem Ruf Heim ins Reich – größtenteils freiwillig, per Eisenbahn und mit sehr wenig Gepäck. Vor allem im sowjetisch besetzten nördlichen Teil hatte man Angst vor Unterdrückung durch die Besatzer. Für viele der Bukowinadeutschen wurde es zur Enttäuschung, dem Ruf ins Reich gefolgt zu sein. Nach langen Lageraufenthalten siedelte man die meisten im deutsch besetzten Polen an, in Höfen, aus denen zuvor andere Menschen vertrieben worden waren. Viele von ihnen wurden zudem als nicht ansiedlungstauglich betrachtet.

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