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Rumänien-Blog


Geschichten zur Gegenwart: Siebenbürgen heute

Wechselvolle territoriale Zugehörigkeiten im Lauf seiner Geschichte und eine historische Vielfalt an dort lebenden Volksgruppen prägten die Identität der Region Transsilvanien/Siebenbürgen. Die jeweils herrschenden Machtverhältnisse bestimmten das Miteinander der jeweiligen Mehrheiten und Minderheiten.

Von den Nachfahren der ältesten deutschen Siedlerguppe in Osteuropa, den Siebenbürger Sachsen, leben heute nur noch wenige in Transsilvanien. Waren es um 1930 etwa 300.000, schätzt man aktuell lediglich 12.500, viele von ihnen in hohem Alter. Zwischen 1967 und 1989 – Nicolae Ceaușescu war rumänischer Staatspräsident – erfolgte der sogenannte Freikauf von über 225.000 Rumäniendeutschen durch die deutsche Bundesregierung. "Geheimsache Kanal” hieß der verborgene Deal, Schätzungen zur Höhe der Zahlungen für die erforderlichen Ausreisegenehmigungen bewegen sich über der Milliardengrenze. Der Filmemacher Razvan Georgescu drehte dazu die Dokumentation „Deutsche gegen Devisen - Ein Geschäft im Kalten Krieg”, welche Ende 2014 im deutschen TV zu sehen war. Direkt nach der Revolution von 1989 verließen weitere 100.000 Rumäniendeutsche binnen der ersten sechs Monate das Land. Von den 30 Bewohnern eines transsilvanischen Altenheims, allesamt Siebenbürger Sachsen, die geblieben sind, erzählt Claudia Funks Dokumentarfilm von 2014 „Arbeit macht das Leben süß. Faulheit stärkt die Glieder”. Die Bewohner des Hetzeldorfer Bauernhofs erzählen von ihrer Lebensgemeinschaft als Selbstversorger und gewähren einen Blick auf die Folgen der großen Abwanderung für die Zurückgebliebenen. Björn Reinhardts „Hinter Sieben Burgen” ist bereits ein Klassiker unter den Dokumentarfilmen über die Siebenbürger Sachsen der Gegenwart: Vor zwanzig Jahren machte er die Geschichte eines 70jährigen ausgesiedelten Rumäniendeutschen zum Film.

Mit dem deutschstämmigem langjährigen Bürgermeister Hermannstadts (Sibiu) – Klaus Johannis– wählten die Rumänen Ende 2014 erstmals in ihrer Geschichte ein Staatsoberhaupt, das einer nationalen Minderheit angehört: Seine Vorfahren kamen als Siebenbürger Sachsen vor hunderten von Jahren in die Region. Mit dem Wahlkampf-Slogan "Gutes Handwerk" am Start legte er einen rasanten Aufstieg aufs Parkett. Erst 2013 war er seiner Nationalen Liberalen Partei (PNL, rumänisch:Partidul Național Liberal) beigetreten, deren Vorsitzender er nur wenige Monate vor seiner Wahl wurde. Jetzt im Februar absolviert Johannis seinen offiziellen Antrittsbesuch in Berlin.

„Im Reich der Sachsen und Vampire”, „Einmal gruseln, bitte!” oder „Reise in das Land der Vampire” titeln zeitgenössische Berichte über Transsilvanien gerne. Neben seiner bewegten politischen Geschichte ist das Land „hinter den Wäldern” auch Schauplatz zahlreicher Legenden und mythischer Figuren, allen voran Graf Dracula, dessen Bedeutung für den Tourismus Siebenbürgens erheblich ist.

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