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Rumänien-Blog


Avantgarde Iași: Nationaltheater und Universität

Parallel zur zeitgenössischen Theater- und Literaturszene sind in Iași (deutsch: Jassy) zahlreiche Kulturhäuser und Bildungseinrichtungen von hohem Renommee und langer Tradition beheimatet. Hierzu zählen das Nationaltheater Teatrul Naţional Iaşi und die Universitatea Alexandru Ioan Cuza din Iași. Innovationen waren beide als die jeweils ersten ihres Formats in Rumänien.

Um 1900 wünschte sich das Bürgertum so vieler europäischer Städte eigene Bühnen, dass sich eine Spezialisierung seitens Architekten empfahl. Das Wiener Architekturbüro Atelier Fellner & Helmer, betrieben von 1873 bis 1919, erkannte früh den Zeitgeist und spezialisierte sich. Gesamt war das Büro am Bau von 48 Theatergebäuden in Europa beteiligt, hauptsächlich in Osteuropa. Auch das Stadttheater im fränkischen Fürth errichtete man Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen des Ateliers, ebenso wie Theater im rumänischen Oradea (deutsch: Großwardein) und Cluj-Napoca (deutsch: Klausenburg). Ein Schauspielhaus der Wiener in Timișoara (deutsch: Temeswar) ging dem Haus in Jassy zwar zeitlich voraus, das Teatrul Naţional Iaşi war jedoch von Beginn an Nationaltheater und somit das erste im Land. 1896 eröffnete man. 2012 wurde der „Große Saal“ (Sala mare) des Hauses nach sechs Jahren Renovierungspause wiedereröffnet und zeigt sich nun  schwelgend in Gold, üppigen Ornamenten und prächtigem Deckengemälde. Zudem verhüllt der einzige original erhaltene Vorhang der vielen Theater von Fellner & Helmer die Bühne. Das Teatrul Naţional sei immer ein „Theater der Elite“ gewesen und jeder Schauspieler sei „froh, dort spielen zu dürfen“, zitiert die Neue Zürcher Zeitung 2012 den Direktor. Dennoch gibt es Raum für experimentellere Spielformen, wie eine der drei Ersatzspielstätten während der Renovierung des Haupthauses. Der schwarze Kubus des Teatru³ – Teatru la Cub ist als Nachbar des historischen Baus bei Denkmalpflegern zwar weniger gern gesehen, besteht jedoch als innovative Bühne fort. Abgesehen davon gibt es in der Stadt zahlreiche andere Schauspielstätten, Opernhäuser, Museen … und weitere Kulturhäuser.

Im Bereich Bildung gehörte Iași im 19. Jahrhundert ebenso zur Avantgarde. 1860 wurde hier die erste Hochschule Rumäniens gegründet. Alexandru Ioan Cuza hieß der Initiator, die Universität trägt noch heute seinen Namen. Cuza, der in Iași zur Schule ging und später in Paris ein Jura-Studium begann, kehrte in die Moldau zurück und wurde Gründer sowie erster Fürst des Fürstentums Rumänien. Anfang 1859 war er zum Fürsten der Moldau, wenige Wochen darauf auch zum Fürsten der Walachei gewählt worden. Nach anfänglichen Widerständen seitens Österreich und des Osmanischen Reiches erkannte man die Doppelwahl an. Im Dezember 1861 proklamierte Cuza den Staat România mit der Hauptstadt Iași, die ein Jahr später von Bukarest (rumänisch: București) abgelöst wurde. Der Fürst modernisierte das Land nach französischem Vorbild, die Gründung der Universität gehörte als Schritt in die Zukunft dazu. Heute ist die Universitatea Alexandru Ioan Cuza din Iași nicht mehr die einzige in der Stadt, verfügt über zahlreiche Fakultäten (darunter auch ein Zentrum für Europäische Studien) und pflegt Partnerschaft und Austausch mit Universitäten in Freiburg, Augsburg, Jena, Konstanz und Dresden.

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