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Rumänien-Blog


Parteien mit Geschichte: PNL und PSD

Zurück aus Luxemburg (Blog Oktober 2025) in der Parteienlandschaft Rumäniens. Da im Vorfeld und Verlauf der Wahlen 2024 und 2025 inklusive der Annullierung ersterer vor allem Protagonisten aus dem Umfeld kleinerer, hauptsächlich rechtsextremer Parteien im Fokus standen, ging es in der Berichterstattung – und auch hier – bislang weniger um die beiden großen etablierten Parteien PNL und PSD.

Ilie Gavril Bolojan ist aktuell amtierender Ministerpräsident Rumäniens und Parteivorsitzender der PNL, der Partidul Național Liberal (deutsch: Nationalliberale Partei). Zur Zeit ist sie die drittgrößte im rumänischen Parlament. Sie gilt als Partei rechts der Mitte, als liberal-konservativ, als sozialkonservativ. Ihre Geschichte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Gründungsjahr wird 1875 genannt. Ihr erster Vorsitzender Ion Constantin Brătianu war von 1876 bis 1888 Ministerpräsident Rumäniens. Zwischen 1909 und 1947 hatten im wiederholten Wechsel drei Söhne Brătianus den Parteivorsitz inne: Ionel, Vintilă und Constantin Brătianu. Ersterer war von 1909 bis 1927 Parteichef und damit der am längsten amtierende in der Geschichte der Partei. 1930 kam es zur internen Spaltung, in deren Folge Gheorghe Brătianu, der wiederum ein Sohn Ionels war, gemeinsam mit einem Teil des rechtsnationalistischen und profaschistischen Parteiflügels eine eigene Partei, die Partidul Național Liberal–Brătianu (deutsch: Nationalliberale Partei–Brătianu) gründete. 1938 wurde auch diese im Zuge der Ein-Parteien-Diktatur König Carols II. verboten. In diesem Kontext spaltete sich ein weiterer Flügel der Partei ab, dieses Mal unter Generalsekretär Gheorghe Tătărescu. Man schloss sich der einzigen durch den König zugelassenen Partei an, der Frontul Renașterii Naționale (deutsch: Front der Nationalen Wiedergeburt). Dass die Mitglieder der Familie Brătianu zum Teil mehrfach Parteivorsitzende und/oder Premierminister waren, macht es nicht einfach, hier den Überblick zu behalten. Deutlich wird jedoch, dass die in dieser Zeit erfolgten Abspaltungen sich weit in Richtung Rechtsextremismus und Faschismus bewegten. Zwischen 1919 und 1937 verzeichnete die Partidul Național Liberal wechselhafte politische Erfolge. Bis 1940 stellte sie mehrfach die Regierung. Von 1919 bis 1940 bezeichnete Großrumänien (rumänisch: România Mare, România interbelică oder România dodoloață) das damalige Königreich Rumänien (rumänisch: Regatul României), zu einer Zeit, als dieses seine größte territoriale Ausdehnung erreicht hatte. Gesamt existierte das Königreich als Nachfolgestaat des Fürstentums Rumänien (rumänisch: Principatele Române oder Principatele Unite Române) von 1881 bis zur Ausrufung der Volksrepublik Rumänien 1947. Während der Zeit der Parteiverbote schlossen sich die Nationalliberalen in der Illegalität mit Bauernpartei, Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen und bildeten ab 1943 gemeinsam den Nationaldemokratischen Block. Sie unterstützen den Königlichen Staatsstreich König Michaels I. im August 1944, womit die Militärdiktatur des mit Nazideutschland verbündeten Diktators Ion Antonescu beendet wurde und Rumänien die Seiten zu den Alliierten wechselte. In der Nachkriegszeit starteten die Nationalliberalen wiederholt Versuche eines Neuanfangs, die aber scheiterten. Zum einen aufgrund des Machtanspruchs der Kommunisten, zum anderen aufgrund der internen Spaltung in zwei rivalisierende Lager um Bebe Brătianu und Gheorghe Tătărescu.

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