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Rumänien-Blog


Bukarest: Söhne und Töchter der Stadt

Der Titel dieses Blogs ist der Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Bukarest entliehen. Aufgeführt sind Personen, die in der rumänischen Hauptstadt Bukarest geboren wurden und mit einem Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia versehen sind, ist zum Einstieg zu lesen. Wir steigen ein.

Beim ersten Flug über die chronologische Auflistung, die ab dem Jahr 1800 in Bukarest (rumänisch: București) Geborene vorstellt, fällt sofort ins Auge, dass die Anzahl der gelisteten Söhne der Stadt die ihrer Töchter weit übersteigt. Im Lauf der Jahrhunderte ändert sich das stetig, aber doch sehr gemäßigt. Erst bei den in den 1960er Jahren Geborenen verschiebt sich das Geschlechterverhältnis etwas deutlicher, was bald jedoch wieder rückläufig ist, da zunehmend die Fußballspieler Überhand nehmen. In den 1980er Jahren scheinen in der Hauptstadt Rumäniens fast ausschließlich Fußballspieler geboren worden zu sein. Im 19. Jahrhundert sind hingegen eher Komponisten, Schriftsteller oder Lyriker zu finden, im 20. Jahrhundert noch immer zahlreiche Komponisten und auch Politiker – sowie die ersten Fußballspieler. Zurück auf Anfang: Von 1801 bis 1880 sind unter 31 vorgestellten Persönlichkeiten gerade mal zwei Frauen. Grund genug, dorthin und darüber hinaus zu klicken. Dora d’Istria wurde als Elena Ghica 1828 in Bukarest geboren und war eine rumänisch-albanische Schriftstellerin. Ihre albanische Familie war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus Mazedonien (rumänisch: Macedonia) in die Walachei (rumänisch: Țara Românească) eingewandert. Als Tochter eines Bojaren (Adeliger unterhalb des Ranges eines Fürsten) erhielt sie ihre Ausbildung durch einen griechischen Hauslehrer und konnte zur weiteren Bildung schon mit 12 Jahren mit ihren Eltern ins Ausland reisen: Dresden, Wien, Berlin und Venedig. Ihre Heirat mit einem russischen Fürsten führte sie nach Sankt Petersburg, wo sie nicht nur unter der am Großrussentum orientierten Haltung ihres Ehemannes litt, sondern auch unter dem russischem Klima. 1855 kehrte sie in den Westen Europas zurück, zunächst in die Schweiz, dann – nach Reisen ins damalige Osmanische Reich und nach Griechenland – ließ sie sich in Italien in einer Villa bei Florenz nieder. Von dort aus unternahm sie weiterhin Reisen in Europa und nach Nordamerika. Mit ihrer Rückkehr begann sie unter dem Künstlerinnennamen Dora d’Istria ihre Werke zu veröffentlichen. Die meisten davon in französischer Sprache, aber auch in den zahlreichen anderen, die sie beherrschte. Als weitgereiste und gebildete Kosmopolitin war eines ihrer zentralen Anliegen, die Position der Frauen zu verbessern, vor allem in den östlichen Ländern. Und das mit radikalen Ideen. So forderte sie bereits in ihrer ersten Veröffentlichung 1855 die Abschaffung der Klosterorden, in der 1859 in der Schweiz erscheinenden Publikation Les femmes en Orient tritt sie für die Emanzipation der Frauen ein. Zuvor hatte sie über Land und Leute in der Schweiz berichtet. Immer wieder stellt sie die Lage der Frauen in den romanischen Ländern jener in den westeuropäischen gegenüber und tritt energisch für die Gleichstellung von Männern und Frauen ein. Zahlreiche ihrer Abhandlungen erschienen in Zeitschriften in Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland, der Schweiz, Nordamerika und in Rumänien. Sie schrieb über Literaturgeschichte, Poesie und Kunst, über Geschichte, politische, soziale und religiöse Fragen. Ihr besonderes Engagement galt hierbei der Verbesserung der Bildung der breiten Bevölkerung, dem Kampf für die Befreiung unterdrückter Völker und der Gleichberechtigung der Frauen.

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