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Rumänien-Blog


Ein Blick zurück: die Geschichte der Bukowina

Bevor wir auf geografischem Weg durch die Bukowina (rumänisch: Bucovina) reisen, durchstreifen wir zunächst die frühe Geschichte der historischen Region. Begonnen hat es, wie in etlichen anderen Gebieten Rumäniens, auch hier mit den Dakern. 100 Jahre vor Christus bis etwa 100 Jahre danach gehörte die Gegend zu diversen Dakerreichen. Die Daker waren wiederum verwandt mit den Thrakern, die ebenfalls auf dem Balkan siedelten und von den Griechen als trinkfeste Raubeine beschrieben wurden.

106 nach Christus wurden die Daker von den Römern unter Kaiser Trajan unterworfen und Dakien zu einer Provinz des Römischen Reiches erklärt. Der römische Historiker und Senator Tacitus bezeichnete die Daker als „ein stets unzuverlässiges Volk“. Der Ruf der Bewohner der Region war nebst dem ihrer Verwandten also nicht gerade der beste. Nach Kaiser Trajan besiedelten die Römer das Gebiet mit Menschen aus dem gesamten Imperium Romanum, welche nur auf Latein miteinander kommunizieren konnten. So wurde die lateinische Sprache dort schnell zur vorherrschenden. Die Beschäftigung mit den Sprachen führt zu einem Phänomen bezüglich der historischen Entwicklung Rumäniens, zu welchem Wissenschaftler bis heute unterschiedliche Sichtweisen vertreten. So gehen die Vertreter der dako-romanischen Kontinuitätstheorie davon aus, dass nach dem Abzug der Römer im Jahr 270 n. Chr. die dakisch-römische Mischbevölkerung im Land verblieben sei und die heutige Bevölkerung bzw. die Sprache Rumäniens auf jene Fusion zurückgehe. Zwar wird diese Annahme von zahlreichen Forschern geteilt, doch gibt es auch Vertreter der Migrationstheorie, welche die These vertreten, die Daker seien bei den römischen Eroberungskriegen weitgehend umgekommen und die Rumänen erst im hohen Mittelalter in das heutige Gebiet Rumäniens eingewandert. Ob man nun der Kontinuitäts- oder der Migrationstheorie folgen möchte: Fakt ist, dass die Bucovina einige Jahrhunderte später von den Slawen besiedelt wurde, die der Region ihren Namen als Buchenland verliehen. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte gehörte die Bukowina zu verschiedenen altrussischen Staaten wie dem mittelalterlichen Großreich Kiewer Rus oder zu einem ostslawischen Fürstentum mit dem illustren Namen Halitsch-Wolhynien. In diese Zeit fällt zudem die Gründung der damaligen Hauptstadt Czernowitz, die heute in der Ukraine liegt. Nachdem die Gegend von den Mongolen verwüstet worden war, wurde sie Teil des Fürstentums Moldau und vom 14. bis zum 16. Jahrhundert mit ihrer Hauptstadt Suceava (deutsch: Suczawa oder Sotschen) sogar zu dessen politischem Zentrum. Danach setzte sich zunehmend osmanischer Einfluss durch, im 18. Jahrhundert war die Bukowina für einige Zeit von Russland besetzt. Nach Dakern, Römern, Slawen, Russen, Mongolen und Osmanen, deren Herrschaft über die Region sich zum Teil zu verschiedenen Zeiten wiederholte, ging schließlich auch die Bucovina an die Habsburger über, deren Reich kontinuierlich expandierte. Nachdem Siebenbürgen schon länger zur Donaumonarchie gehörte und Galizien (nicht zu verwechseln mit dem spanischen Galicien) gerade erworben worden war, wurde die Bukowina 1775 zum perfekten Verbindungsstück zwischen beiden Gebieten.

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